Das Publikum im ausverkauften LebensMittelPunkt klatscht begeistert. Für zwei Stunden hat die Kabarettistin Eva Knapp am letzten Freitag Geschichten und Lieder aus den 1920er und 1930er Jahren vorgetragen.
Mit persönlichen Worten stellt sie immer wieder aktuelle Bezüge zur heutigen Zeit her und macht deutlich: Texte von Kurt Tucholsky, Friedrich Hollaender und anderen haben auch nach 100 Jahren nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
„Es wird nach einem Happy End im Film gewöhnlich abgeblendt …“ beginnt Tucholskys Gedicht „Danach“ und erzählt dann die Geschichte einer ganz gewöhnlichen Ehe vom ersten Kuss, dem ersten Kind, dem ersten Streit, dem Älterwerden und vom trüben, kümmerlichen Alltag. „Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt.“ Alltag zum Schmunzeln und mit Tiefgang.
Eva Knapp beleuchtet mit Scharfsinn, Charme und Ironie Zwischenmenschliches, vor allem Menschliches zwischen den Geschlechtern. Dabei wechselt sie im Nu mit nur wenigen Accessoires vom kleinen Mädchen mit Fistelstimme zur frivolen Frau mit Federboa, der Putzfrau, dem Grafen Stroganoff oder der gesundheitsbewussten Schwimmerin.
Das Publikum hat einen unterhaltsamen Kabarettabend erleben können, der „gleichzeitig ein Stück Geschlechterforschung ist und Lösungsmodelle für den Überlebenskampf im Beziehungsdschungel bietet,“ so die Künstlerin.
„Somit kann diese Veranstaltung auch als Fortbildungsmaßnahme des Evangelischen Bildungszentrums Ostfriesland-Potshauen verstanden werden,“ ergänzt Michael Schaper vom EBZ augenzwinkernd bei der Abmoderation.
Die „Kulturfreitage“ werden ab jetzt regelmäßig am letzten Freitag eines Monats im LebensMittelPunkt angeboten. Am 30. Juli um 19:30 lesen die Autoren Ingrid und Frerich Ihben im Rahmen einer Premierenfeier aus ihrem Epochenroman „Madeleines Vermächtnis.“ Infos und Karten unter dorfladen@potshausen.de und bei schaper@potshausen.de.